ISBN: | 978-3-926841-89-6 |
Einband: | kartoniert |
Informationen: | 184 Seiten |
Inhaltsverzeichnis: | Download als PDF |
Preis: | 15,00 € |
Mit Beiträgen von: Esko Jalkanen, Sirkku Lumioksa, Sirje Purga, Wolfgang Weirauch; 16 sw. und 19 farb. Abb.
Hoch im Norden, im finnischen Lievestuore, lebt Esko Jalkanen, einer der bekanntesten Volksheiler Finnlands. Wir besuchten ihn ein Stückweit bei seinem Wirken, in das wir mit diesem Flensburger Heft einen Einblick geben. Jalkanen berichtet von seinem intensiven Verhältnis zur Natur, vom Umgang mit Naturgeistern und Elementarwesen und der praktischen Anwendung seiner Fähigkeiten zur Heilung von Mensch und Natur.
Wir zeigen, wie sein Wirken aus der finnischen Kulturentwicklung zu verstehen ist, wie sich die Heilkunst von den alten schamanistischen Traditionen bis heute entwickelte. Dabei tauchen wir ein in den Zauber der vielfältigen Überlieferung, so auch in das finnische Volksepos Kalevala und das estnische Kalevipoeg.
Sie erfahren in diesem Band von Schamanen, Wissenden und Heilern, von geheimen Kräften der Natur, von Horna, Mörkö, Tomte und Haltia, von Mysterienstätten im Ostseeraum, von Einweihungswegen und dem Zusammenwirken des Menschen mit geistigen Wesen. Und dabei wird deutlich, wie anregend die alten Überlieferungen sein können, um heute Wege zum Geist der Welt und zu den heilenden Kräften zu finden.
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S. Heinz bei Amazon:
Dieses Buch ist sehr wertvoll, da man in eine andere Kultur und andere Gedankenwelten eintauchen kann.
Es war für mich sehr ergreifend von der Arbeit Esko Jalkanens zu lesen.
Rezension in: Das Goetheanum, 8/2000
Rezensent: Thomas Stöckli
Zauber zum Jahreswechsel
An sich halte ich viel von den Flensburger Heften: offen, am Puls der Zeit und im Dialog mit den verschiedensten Zeitgenossen, das sind Pluspunkte, welche jede anthroposophische Zeitschrift anstreben sollte. Doch das Heft zum Jahrtausendwechsel (IV/99) ist unverdaulich. Was darin als “Zauber finnischer und baltischer Kultur” aufgetischt wird, könnte man nicht mal an einer Silvesterparty zum besten geben, so abstrus und wild sind teilweise die darin enthaltenen Vorstellungen und Ausführungen. Zwar beginnt das Heft (1. Kapitel, verfaßt von Sirkku Lumioksa) sehr informativ, der Leser erfährt viele interessante Details über den Schamanismus, die finno-ugrische Tradition und über die Entstehung der Kalevala. Ebenso sind die Ausführungen der Finnin Sirje Purga im Schlußkapitel über das estnische Volksepos Kalevipoeg durchaus ernst zu nehmen, ebenso ihr Wunsch, daß sich noch mehr Menschen mit der nordischen Mythologie geisteswissenschaftlich befassen und darüber austauschen. Jedoch zu viele unverdauliche Brocken finden sich im Gespräch von Wolfgang Weirauch, Redaktionsmitglied und Herausgeber der Flensburger Hefte, mit dem “Heiler aus dem Norden”, Esko Jalkanen, dem das Heft gewidmet ist. Hier ein paar Müsterchen aus diesem Gespräch:
Da erzählt beispielsweise Jalkanen über einen Kongreß, welchen er vergangenen Sommer mit etwa 150 Personen abhielt: “Während dieses Kongresses landete ein Ufo, und viele Humanoiden kamen aus dem Ufo heraus. Wir bekamen von dem Technikwesen Petreus, der eine Rangstufe unter Petrus steht, den Rat, um die Humanoiden herum einen Schutzkreis aus Kiefernzapfen zu bilden. Das haben die Kursteilnehmer getan, und die Humanoiden fuhren wieder ab.” (S.74)
Interessant ist sicher auch, wie dieser “Heiler” Staatsmänner auf die geistige Höhe bringt, wie er “Politiker therapiert”:
“Wolfgang Weirauch: Auf welche Weise therapieren Sie Personen des Zeitgeschehens? E. Jalkanen: Hier habe ich eine Graphik, die die Werte von Politikern zeigt. Dieser Strich ist die Nullebene. Saddam Hussein hat den Wert minus 18, das heißt, ich benötige 18 Minuten, um ihn aus dem negativen Bereich zu ziehen. Und es dauert weitere 14 Minuten, um ihn auf die Ebene des normalen gesunden Menschen hochzuziehen.”
Und wie geht dabei Jalkanen vor? “Ich stelle mir die Person vor und spreche dann den Spruch: ‚Saddam, werde gesund, werde gesund ...‘ Und das mache ich 18 Minuten lang. Am Ende frage ich, ob die Skala über 1 ins Positive gestiegen ist. Und dann kommt die Antwort: ‚Ja‘.” – So einfach ist das also! (S.81 f.)
Was Jalkanen alles über Bioenergiefelder, über Schwingungen und über die unzähligen Naturgeister ausführt, kann hier nicht referiert werden. Es ist ein skurriles Panoptikum, wo alles möglich scheint; ein zeitgemäßes kritisches Denken oder irgendeinen Ansatz von Urteilsbildung und Unterscheidungsvermögen sucht man dabei leider vergebens. Vieles ist recht harmlos. Sehr suspekt und eigentlich menschenunwürdig werden dann aber seine, Jalkanens, Überlegungen, welche er im Zusammenhang mit dem Völkermord in Ruanda 1994 (S.106) äußert: “Aber irgendwann wird der Moment kommen, wo wir die Menge von Menschen nicht mehr werden ernähren können. Die Überbevölkerung in Ruanda ist sicherlich einer der Hintergründe des Völkermordes ...” Irgendwie schien dies dem Wolfgang Weirauch doch etwas zu wenig “hintergründig”, und er fragt weiter: “Können Sie noch etwas zu den dämonischen Kräften sagen, die bei diesen Völkermorden entfesselt werden?” Und darauf die wahrhaft “hinter- und abgründige” Antwort des Heilers: “Es wird mir gerade gesagt, daß dies immer eine sehr lange Verstopfung ist, die plötzlich aufplatzt. Die Problematik liegt im Innern des Menschen und ist nicht von außen an sie herangetragen worden.”
So ganz innen scheint dann das Böse doch nicht zu liegen, wenn er etwas später ausführt: “Die Bestialität der Menschheit ist auf eine derartige Stufe gestiegen, daß es für das kosmische Böse möglich geworden ist, die Anzahl der Hornat (Plural von Horna) um 50 % zu steigern. [...] Hornat sind 7–100 m tiefe und 30–90 cm breite Stacheln in der Erde und im Wasser, auch in den Ozeanen. [...] Wenn ein Horna sich unter dem Bett befindet, ist es tödlich.” (S.141)
Und wie heilt der Heiler aus dem Norden die Welt vom Bösen? “Wir haben eine neue Methode entwickelt, mit der ein größerer Bereich in eine neue Entwicklung geführt werden kann. Wir säuberten in einer Intensität, die fünf Leben zurückreicht. Wenn man bei Menschen die geistige Bioenergie der letzten fünf Leben säubert, bewirkt man, daß diese geistige Bioenergie die Größe von 4 m oder mehr hat.” (S.107)
Ich muß es bei diesen paar Beispielen belassen; der kritische Leser möge das ganze Heft lesen – er wird noch Dutzende solcher Vorstellungen finden. Nun, es gibt heutzutage viele solcher “New-Age-Phantasien”, bei denen altes Mysteriengut allzu naiv mit der heutigen Welt in einen konkreten (und meist materialistisch verstandenen) Bezug gebracht wird. Dabei müssen skurrile und abstruse Gedankengänge auftreten. Solange sich Leute im privaten Kreis daran “erbauen”, muß es auch nicht weiter schädlich sein. Auch angesehene “Wissenschaftler” bauen sich enorme “Weltmodelle” auf, welche – weil sie ein Teil des “Mainstreams” darstellen – oft nicht weiter kritisch hinterfragt werden und weit gefährlicher wirken können. Auch liegt es mir fern, alle Vertreter der sogenannten “New-Age-Bewegung” abzutun – der aufmerksame Sucher wird auch dort seriöse und wohltätig wirkende Menschen finden können. Abgesehen davon brauchen wir dringend einen heilenden Umgang mit der Natur und deren Elementarwesenheiten. Nur eben: Dafür braucht es Unterscheidungsvermögen – und genau das macht die Qualität der Anthroposophie aus. Anthroposophie als eine Wissenschaft des Spirituellen gibt dem modernen Menschen ein Instrument in die Hand, durch das er geistige Phänomene und Ideen kritisch hinterfragen und beurteilen kann. Und vor allem: Der moderne Mensch kann seinen gesunden Menschenverstand auch bei geistigen Wahrnehmungen als Orientierungshilfe brauchen, indem er sein Denken schult und weiterentwickelt – über das Alltägliche hinaus.
Und dies geht leider in diesem Heft völlig unter. In der Einleitung meint Weirauch lediglich, “wie anregend diese vielfältigen Überlieferungen sein können, um heute Wege zum Geiste der Welt und zu den heilenden Kräften zu finden” (S.6). Anregend vielleicht – aber in dieser Art die oben angeführten Vorstellungen naiv mit der Anthroposophie in Verbindung zu bringen, erachte ich als höchst problematisch. Denn das schreibt die Waldorflehrerin Sirkku Lumioksa: “Es erscheint geradezu natürlich, daß Esko Jalkanen die theosophische und anthroposophische Literatur in einer Phase seines Lebens durcharbeiten mußte. [...] Theosophische und anthroposophische Begriffe sind daher auch oft in seinen Büchern zu finden. Diese reichen Esko Jalkanen jedoch nicht aus, um seine Erfahrungswelten zu schildern” (S.47 f.). Und so läßt auch sie die Frage offen, ob sich – im Zusammenhang mit den Aussagen Rudolf Steiners über zukünftige hellseherische Kräfte und neue Seelenfähigkeiten – auch bei Jalkanen neue Fähigkeiten ankündigen, über die in Zukunft zunehmend mehr Menschen verfügen werden (Einleitung, S.8).
Esko Jalkanen mag ein ganz lieber Mensch – ja sogar ein “Heiler” sein, auch das Kulturerbe des “hohen Nordens” ist sicher voll tiefer Mysterien. Auch die alten Mythologien sind äußerst beeindruckend und vielfältig, all das verdient unsern Respekt – aber eben: Diese Art der Publikation gibt einem kritischen Lesepublikum eher Anlaß, altes ehrwürdiges Geistes- und Kulturerbe und darüber hinaus auch die moderne Geisteswissenschaft als “höheren Silvesterscherz” abzutun – und das lag sicherlich nicht in der Absicht der Herausgeber der Flensburger Hefte.
KRITIKEN zur obenstehenden Rezension von Thomas Stöckli
in: Das Goetheanum, 11/2000
Reijo Wilenius:
Thomas Stöckli behandelt in seiner Buchbesprechung “Zauber zum Jahreswechsel” im Goetheanum Nr. 8/2000, das Gespräch von Wolfgang Weirauch mit dem “Heiler aus dem Norden”, Esko Jalkanen im Flensburger Heft 4/1999. Er findet gewisse Vorstellungen Jalkanens “abstrus und wild”. Stöckli wünscht Unterscheidungsvermögen, “genau das macht die Qualität der Anthroposophie aus”. Ich bin einverstanden mit vielem, was Stöckli sagt. Aber ich wäre vorsichtiger im Urteil, nach persönlichen Gesprächen und Erfahrungen mit Herrn Jalkanen. Denn ich habe – neben mir Unverständlichem – auch Einleuchtendes in seinen Erfahrungen und Wirksames in seinen Heilmethoden gefunden. Dabei nehme ich vielleicht zu ernst, was Rudolf Steiner öfters (zum Beispiel in GA 12, S.33) über die Unbefangenheit sagt: “Er [der Geistesschüler] wird so vorsichtig wie irgend möglich mit dem Urteil: ‚Das ist unmöglich‘, ‚das kann nicht sein‘, sein.”
Olof B. Larsson:
Das vom Rezensenten empfohlene geschulte und “weiterentwickelte” Denken kommt bei der Besprechung des “Heilers aus dem Norden” entschieden zu kurz. Grell und schockierend werden disqualifizierende Zitate dieser Persönlichkeit aneinandergereiht, um seine Verirrungen zu demonstrieren. Dies zeugt nicht eben von verantwortungsbewußter Arbeitsweise. Man nehme als Beispiel die schädlichen Erdstrahlen. Wenn Herr Stöckli sich mit dem Thema praktisch beschäftigt oder sich bei Rudolf Steiner über die Erdschichten kundig gemacht hat oder wenn er von der Sache nichts versteht – in jedem Fall ist es unangemessen, (...) ohne gründliche Auseinandersetzung die Forschungen eines Zeitgenossen einfach abzutun. Eine derartige Vorgehensweise sollte anderen Blättern vorbehalten bleiben als dem Goetheanum.
Mitteilung der Redaktion des Goetheanum:
Warum wir die kritische Rezension von Thomas Stöckli veröffentlichten, hatte seinen Grund in dem Problem, daß die intimen Erfahrungen Esko Jalkanens, die kein Außenstehender verurteilen kann, durch die Publikation ungeschützt dem öffentlichen Urteil ausgesetzt wurden. Stöckli greift nicht die Persönlichkeit und die Einsichten Jalkanens an, sondern ihre unzulängliche, den gesunden Menschenverstand, das methodische Denken überspringende Präsentation: “Diese Art der Publikation gibt einem kritischen Lesepublikum eher Anlaß, altes ehrwürdiges Geistes- und Kulturerbe und darüber hinaus auch die moderne Geisteswissenschaft als ‚höheren Silvesterscherz‘ abzutun”, so das Fazit seiner Rezension.