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Zeugnissprüche

und Sprüche aus dem Hauptunterricht einer Waldorfschule

Ludger Helming-Jacoby

ISBN: 978-3-926841-95-7
Einband: kartoniert
Informationen: 188 Seiten
Inhaltsverzeichnis: Download als PDF
Preis: 7,00 €

Kurzbeschreibung

 

Das Zeugnis an einer Waldorfschule hat die Form eines Entwicklungsberichts, in dem die Lernfortschritte des Kindes charakterisiert werden. Von der ersten bis zur achten Klasse wird jedem Kind für sein Zeugnis ein Spruch gegeben, der als Leitmotiv für die Individualität des Kindes richtunggebend sein kann. 

Aus seiner Arbeit als Klassenlehrer legt Ludger Helming-Jacoby diese vielfältige und anregende Sammlung von Zeugnissprüchen vor, die nach Klassenstufen geordnet sind und einen Weg durch die Schuljahre nachzeichnen.

 

 

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Ein Kunde bei Amazon:
An den Waldorfschulen sind die sogenannten Zeugnissprüche in den Klassen 2-8 wichtiger Bestandteil des Zeugnisses, die den Kindern in bildhafter Form sagen, wo sie stehen, wohin ihr Weg gehen sollte, also eine Art Geleitspruch für ihren Weg durch das kommende Schuljahr (im besten Fall vielleicht sogar für ihr Leben). Die 262 Zeugnissprüche für die Klassen 2 - 8, die sich in dem Buch finden, stammen aus den Jahren 1983 - 1999. In dieser Zeit begleitete der Autor zweimal eine Klasse als Klassenlehrer von der 1. bis zur 8. Klasse. Ein "Arbeitsbericht" beinhaltet Erläuterungen zu den verwendeten Versformen und Rhythmen und zur Handhabung der Sprüche im Unterricht. Neben den Zeugnissprüchen finden sich einige weitere Sprüche, die im Hauptunterricht Verwendung fanden, und ein "Kleines Spiel von den Bäumen" für eine zweite Klasse. Die Sprüche sind als Hilfe und Anregung für Waldorflehrer gedacht, geben aber auch dem an Waldorfpädagogik Interessierten einen Einblick in diese Pädagogik.
DIE SPRÜCHE EIGNEN SICH AUCH ALS GESCHENK, DURCHAUS AUCH FÜR ERWACHSENE, AUF EIN BLATT GESCHRIEBEN ODER ALS POESIEALBUM-SPRUCH "DER ETWAS ANDEREN ART".


Rezension in: Erziehungskunst, 6/2000
Rezensent: Hartwig Schiller

"Und dann schreiben wir in das Zeugnis noch etwas anderes hinein. Wir verbinden Vergangenheit mit Zukunft. Wir kennen das Kind, wissen, ob es in der Willenstätigkeit, im Gefühlsleben, in der Denkaktivität fehlt, wissen, ob die oder jene Emotionen prädominieren. Danach formen wir für jede einzelne Kindesindividualität in der Waldorfschule einen Kernspruch. Den schreiben wir in das Zeugnis hinein. Der soll eine Richtschnur für das ganze nächste Schuljahr sein. Das Kind nimmt diesen Kernspruch so auf, daß es immer daran denken muß. Und dieser Kernspruch hat dann die Eigenschaft, auf den Willen oder auf die Affekte oder Gemütseigenschaften in entsprechender Weise ausgleichend, kontrollierend einzuwirken." – So Rudolf Steiner am 24. August 1924 auf dem Kongreß über "Spiritual Values in Education and Social Life" in Oxford über Wesen und Aufgabe der Zeugnissprüche in der Waldorfschule.
                   

Er beschreibt damit eine Einrichtung der Waldorfschule, die zum Intimsten des Lehrerberufs gehört. Konkrete Kenntnis des individuellen Kindes und Vorausblick auf seine zukünftigen Intentionen sollen sich durch künstlerische Produktivität zu einem Kernspruch seiner Entwicklung ver-"dichten", der anregend, korrigierend, helfend wirksam werden kann.
 

Bilden schon die Zeugnisse der Waldorfschule für ihre Verfasser ein alljährlich neu zu bezwingendes Karakorum, das sich durch charakterisierende Beschreibung immerhin als begehbares Terrain erweist, so zeigen sich die Zeugnissprüche als jene Gipfelregion, die dem Wanderer Schönheit, Ehrfurcht und Angst zugleich einflößt. Die Folge jenes Anblicks ist, daß man sich häufig mit der Wegbeschreibung anderer begnügt und auf die "Formung" einer Wegbeschreibung "für jede einzelne Kindesindividualität" verzichtet.
 

Da ist es höchst ermutigend, daß mit Ludger Helming-Jacobys Sammelband "Zeugnissprüche" ein frischer Beleg für die Besteigbarkeit des "Himalaja" vorliegt. Obwohl der Autor anmerkt: "Das Reimen war anfangs mühsam, allmählich ging es leichter von der Hand", spürt man angesichts der ungewöhnlich umfangreichen Versschöpfungen die Begeisterung für das schöpferische Tun. Das könnte ansteckend wirken.
 

In einem nur wenige reflektierende Teile enthaltenen Band bringt Helming-Jacoby eine Vielzahl von Sprüchen, die nach dem Lebensalter der Kinder geordnet sind. Eindrucksvoll zeigt sich dabei der Wechsel der Motive, die Veränderung der Versmaße und poetischen Formen. Die Sprüche sprechen für sich selbst, und der Kommentar gibt keine Anweisung zu künstlerischer Deutung, sondern leistet eine zurückhaltende Unterstützung des tatsächlich Erlebbaren. Dennoch enthält er trotz seiner Kürze eine Reihe hilfreicher Aufschlüsse und Ratschläge.
 

Beim Finden seiner Motive war für den Verfasser häufig die Bildwelt des von ihm in der Klasse verwendeten Erzählstoffes anregend. Das konnte in der 2. Klasse neben der reichen Märchenwelt z.B. auch "Puck, der Zwerg" sein:
 

Sieh im Blütenkleid die Linde,
  wiegt sich sacht im Frühlingswinde;
  selig von den süßen Düften
  tanzen Falter in den Lüften
  auf und ab mit zarten Schwingen;
  horch, ein feines Summen, Singen
  von den Bienen, von den Hummeln,
  die sich in den Blüten tummeln.
 

Daß der Baum kann blühn, gedeihn,
  daß er wachse, kräftig werde,
  müssen Wurzeln in der Erde
  tief und fest gegründet sein;
  Wurzelzwerge müssen regen
  stetig sich, die Wurzeln pflegen,
  daß die guten Erdensäfte
  geben frische neue Kräfte.
 

Ja, der Baum braucht Erdensegen,
  daß er himmelwärts kann streben.
 

So kann man im Verfolgen der Schuljahre einen aufschlußreichen Gang durch den Lehrplan der Unter- und Mittelstufe sowie die liebevoll aufgeschlagene Psychologie individueller Begleitung finden. Dabei zeigen sich tiefe poetische Züge und kraftvolle Entwicklungsanregungen.
 

In einem Beispiel aus der 7. Klasse wird das Erleben am physikalischen Unterricht, an der Optik, in den Bereich des Schönen und Moralischen erhoben:
 

Morgen
  Schwarz stehn der Bäume Silhouetten
  vor nächtlich-dunklem Himmel.
  Ein fahler Schimmer zeigt im Osten sich am Horizont.
 

Die Welt gewinnt Gestalt,
  doch leblos grau erscheint sie noch
  im Zwielicht früher Morgendämmerung.
 

Der Himmel färbt sich,
  zunächst türkis, dann gelb-orange;
  im Blau des Himmels schwimmen Wölkchen,
  wie rosa hingetupft.
  Ein Hauch von zarter Farbigkeit
  liegt über die Welt gebreitet.
 

Am Himmelsrand erglühn die Wolken purpurrot,
  und leuchtend steigt die Sonne nun empor.
 

Ich seh' die Welt in frischem Morgenglanz,
  lebendiges Spiel von Licht und Schatten,
  der Farben reiche Vielfalt,
  und hell wird mir mein Weg!
 

In der 8. Klasse wird ein Ton verantwortlicher Verbindung mit dem Erdenleben und seinen Aufgaben vernehmbar. Dabei kann der Blick auf die Qualitäten des inneren Lebens gerichtet werden:
 

Wagemutige Männer,
  die zu Beginn der Neuzeit
  jenseits der Grenzen der bekannten Welt vordrangen –
  wer denkt dabei nicht an Christoph Columbus,
  an Vasco da Gama und Magellan,
  jene furchtlosen Seefahrer,
  die auf dem Weltmeer segelnd
  neue Seewege und Kontinente entdeckten.
  Doch waren Kopernikus, Kepler und Galilei,
  jene Astronomen, die mit kühnem Denken
  den Lauf der Gestirne, die Tiefen des Weltalls erforschten,
  die unerschrocken
  neue, damals als ketzerisch geltende Wege des Denkens wiesen,
  nicht ebenso wagemutige Erforscher des Unbekannten?
 

Oder auf den Ernst des Gegenwartsbewußtseins:
  In Hans Scholls Briefen und Tagebuchnotizen, die 1941 und 42 entstanden, brachte er zum Ausdruck, wie tief er die Schönheit der Natur erlebte, und wie schmerzlich er im Gegensatz dazu das Elend, das der Krieg mit sich brachte, empfand.
 

"Wenn auch der Mai mit Regen bei uns einzog", so schrieb er, "leuchtete doch das schönste Grün auf allen Fluren.
 

Aus einer kleinen Lücke im dunklen Wolkenmeer brach ein Sonnenstrahl,
  und die Welt lachte und glitzerte im Licht des Himmels.
  Ich stand da und staunte." –
  "Ja, ich sehe die Schöpfung, die gut ist.
  Aber ich sehe auch das Werk der Menschen, das Zerstörung heißt
  und das die Unschuldigen immer heimsucht." –
 

"Soll man nun hingehen, ein kleines Haus bauen,
  mit Blumen vor den Fenstern und einem Garten vor der Tür,
  und der Welt mit ihrem Schmutz den Rücken kehren?
  Ist nicht Weltabgeschiedenheit Verrat, Flucht? ...
  Ich bin schwach, aber ich will das Rechte tun."
 

Außer den 262 Zeugnissprüchen, welche dieser Band neben einigen anderen Sprüchen zur Gliederung des Unterrichts, zur jahreszeitlichen Gestaltung und einem kleinen Spiel für die 2. Klasse enthält, sind auch die kurzen, erläuternden Kommentare anregend. Der Leser erhält dabei Vorschläge zum Umgang mit den Zeugnissprüchen, zur Verwendung in der Klasse und Hinweise zur methodischen Gestaltung.
 

Was Ludger Helming-Jacoby mit diesem Band vorlegt, ist nicht nur ein glücklicher Beleg für die Realisierbarkeit von Zeugnissprüchen. Er läßt den Leser mit der Freude an seinen Sprachschöpfungen zugleich Anteil nehmen an seinen pädagogischen Erlebnissen. Vor allem aber leistet er einen Beitrag zur Ermutigung und Anregung. Er weist auf Kollegen hin, die ihm bei seiner Arbeit hilfreich waren. Sein Buch wird ein brauchbarer "Steinbruch" sein für alle jene Kollegen, die "für jede einzelne Kindesindividualität in der Waldorfschule einen Kernspruch" formen möchten.

(Eine Bitte an die Kollegen: Da in kleiner Auflage erschienen, bitte nicht kopieren!)

Besuchen Sie dazu auch die Website von Ludger Helming-Jacoby: www.zeugnissprueche.de

 

Rezension in: Mensch und Kleidung 84/85/2000/01
 

Eine Fülle von Sprüchen, mit denen sich Kinder liebevoll verbinden können und die auch auf verschiedene Quellen zurückgehen, findet sich in dieser empfehlenswerten Sammlung, z.B. ein auf altpersischer Quelle fußender Spruch:
 

„Trage die Sonne auf die Erde.
  Du Mensch bist zwischen Licht und Finsternis gestellt,
  Sei ein Kämpfer des Lichtes!
  Liebe die Erde!
  In einem leuchtenden Edelstein
  Verwandle die Pflanzen,
  verwandle die Tiere,
  verwandle dich selbst.“

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