ISBN: | 978-3-935679-61-9 |
Einband: | kartoniert |
Informationen: | 188 Seiten |
Inhaltsverzeichnis: | Download als PDF |
Preis: | 22,00 € |
Dieses spannende Buch erzählt von den Erlebnissen eines Künstlers, der sein Leben der Bewegung gewidmet hat. Manches befindet sich darunter, was heute innerhalb der eurythmischen Kunst fast ganz vergessen ist. Aber alles, was direkt vom Schöpfer der Eurythmie, Rudolf Steiner, übermittelt wurde, hat Heinz Schimmel versucht, in seine nunmehr 38jährige eigene künstlerische Arbeit und Unterrichtstätigkeit aufzunehmen.
Der Autor weitet seinen Blick auch über sein eigenes Fachgebiet hinaus und bringt Themen aus verschiedenen Künsten und der Anthroposophie zur Sprache.
„Es bleibt uns nichts als weiterzugehen:
Das Theater ist vor allem Kunst in der Bewegung.
Immer muss man alles auslöschen, immer vergessen,
immer von vorne beginnen.
Eine permanente Revolution.
Darin liegt das Erregende.
Jeden Tag von neuem geboren werden,
darin liegt die Schwierigkeit.
Wozu noch weiter erklären?“
Jean-Louis Barrault
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Anthroblog Hannover
Heinz Schimmel: In Bewegung, ein Buchtip
Rezentin: Helga Mücke
Ein lebhaft bewegtes Buch - ob es auch ein bewegendes ist (die Leserin, den Leser bewegt), muss jede-r selbst entscheiden; etwas für sie oder ihn Interessantes wird aber wohl jede-r finden.
Vielleicht sollte man - da mache ich einen unkonventionellen Vorschlag - den zweiten Teil, die "Betrachtungen", zuerst lesen; der erste Teil enthält "Erinnerungen"; überhaupt, überspitzt, könnte man sagen, es ist ein geeignetes Buch für den Buchliebhaber (und da gibt es viele), der gerne von hinten blättert. Tut man das, stückchenweise von hinten lesen, wandert man aus der Zukunft immer mehr in die Vergangenheit. Einen schmalen Rahmen gibt es auch - den gibt der Lago Maggiore her, über dem am Anfang schwere graue Wolken hängen, als der Autor sich vornimmt, eine Art Tagebuch zu schreiben, und zu schreiben beginnt. Am Schluss haben die schweren grauen Wolken sich verzogen. 200 Tage später, und ein Tagebuch ist es nicht geworden.
Die "Betrachtungen" sind eine Reihe lose verbundener Essays - durchaus mehrere Fundstücke dabei; für mich zum Beispiel der Abschnitt über "Bruder Tier in der (Sicht der) Geisteswissenschaft Rudolf Steiners". Was hier über die Sonderstellung der Haustiere gesagt wird, war mir so nicht bekannt: "Rudolf Steiner beschreibt sogar, dass ein Tier, das eine besondere Beziehung zum Menschen aufbaut, durch diese Beziehung zum Menschen eine Art Ich-Entwicklung durchmachen kann. Weiter schildert er, dass solche Tiere, die eine starke Verbindung zum Menschen aufgebaut haben, bei ihrem Tode nicht zurück in die Gruppenseele gehen wollen bzw. sich nur zu einem Teil wieder in die Gruppenseele hinein auflösen. Ein Teil der Tierseele individualisiert sich dann und kann sich zu einem Elementarwesen entwickeln ..." Leider sind die Quellen nicht immer genau angegeben (die GA-Nummer hätte ja ausgereicht), und für ein Literaturverzeichnis reichte der Platz offensichtlich nicht (genau 176 Seiten; wer was vom Büchermachen versteht, weiß, was das bedeutet).
Ich nenne ein paar weitere Beispiele für interessante Betrachtungen: "Kunst in der Anthroposophie und im Werk Richard Wagners", "Soziale Kunst" und "Das Finden der Mitte durch die christliche Kunst der Eurythmie".
Für Eurythmisten sind sicherlich die fachlichen Teile am interessantesten: "Fachliches für Fachleute" z.B. oder "Zukunftsaufgaben der Eurythmie". Am meisten vermitteln kann Heinz Schimmel, wenn er über die Erfahrungen und praktischen Hinweise mit und durch Helene Reisinger während seiner eigenen Ausbildung in Berlin und bei späteren Begegnungen berichtet, und das war ja laut Einleitung einer der Anstöße für dieses Buch.
Ich kann und will das hier nicht weiter referieren - Sie müssen es selber lesen! -, aber doch zwei Punkte erwähnen, die sich mir eingeprägt haben: Die Eurythmie ist ohne Rhythmus unchristlich - den Satz muss Helene Reisinger oft ausgesprochen haben (S. 117 zitiert). Und: die Entsprechung der Ausbildungsjahre der Eurythmieschüler zu den Wesensgliedern des Menschen.
Der erste Teil - "Erinnerungen" - ist naturgemäß persönlicher und mehr erlebnishaft geschrieben. Die darin auch enthaltenen Subjektivismen werden nicht jedem schmecken; eine etwas stärkere Begrenzung durch das Lektorat hätte nicht geschadet. Durch die Verbindung der Erinnerungstexte mit Dokumenten (Zeitungsausschnitten, Briefen, Gedichten) und Bildern (auch etlichen Aufführungsfotos) entsteht jedoch ein lebendiges Bild von der Entwicklung der Eurythmieschule und -bühne (MeRztheater), das viele Menschen mit warmem Interesse verfolgen werden.
Alles in allem ein lesenswertes Buch!