ISBN: | 978-3-935679-62-6 |
Einband: | kartoniert |
Informationen: | 224 Seiten |
Inhaltsverzeichnis: | Download als PDF |
Preis: | 17,00 € |
Mit Beiträgen von: Helmut Creutz, Raimund Dietz, Bernd Eckstein, Johannes Heimrath, Margrit Kennedy, Peter Krause, Paul Mackay, Werner Peters, John Rogers, Heidemarie Schwermer, Veronika Spielbichler, Gerd Wessling; 12 sw. Bilder, 4 sw. Tabellen
Wie wir mit der Welt und unserem Leben umgehen, drückt sich in den Verhältnissen aus, in denen wir leben: Klimawandel, Staatsverschuldung, Umverteilung oder Ressourcenknappheit. Es sind viele Herausforderungen, denen wir uns als Menschheit zu stellen haben, und niemand kann sich dem entziehen!
Aber nicht nur schlechte Nachrichten können uns orientieren, sondern auch Konzepte und Erfahrungen, mit denen eine lebenswerte Welt von morgen geschaffen werden kann. Erfahren Sie, wie auch Sie schon mit kleinen Schritten die Welt zum Besseren verändern können. Lesen Sie von Transition-Towns, Ökodörfern, Komplementärwährungen oder vom Leben ganz ohne Geld. Wir zeigen in diesem Buch nicht nur Probleme auf, sondern stellen auch praktikable Lösungen vor.
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Erziehungskunst 07/08 2011
Rezensentin: Irmgard Wutte
Wirtschaft ist viel mehr als Geld
Wussten Sie, dass in Deutschland eine Frau bereits seit fünfzehn Jahren glücklich und auskömmlich ohne Geld lebt? Ich las erstmals von ihr in dem neuen Flensburger Heft: »Mehr als Geld – Wirtschaft gestalten« von Peter Krause. Erst als befristetes Experiment gedacht, hat Heidemarie Schwermer dadurch einen neuen Lebensstil gefunden, der auf Vertrauen ins Leben und auf gewonnener innerer Freiheit beruht.
Schwermers Interview ist eines von zehn, mit denen Peter Krause alternative Lebensentwürfe vorstellt. Sein Buch will dem Leser die Augen öffnen für ein umfassenderes Verständnis von Wirtschaft und ihm Möglichkeiten zeigen, andere Wege zu gehen, einen Anfang zu machen in der eigenen Umgebung und beim eigenen Verhalten.
Krause hat Grundsätzliches zu Geld und Zins aus dem Werk des Wirtschaftsanalysten und Publizisten Helmut Creutz zusammengestellt und im zweiten Teil einige Themenbereiche wie Biolebensmittel, Ökodörfer und Komplementärwährungen an Beispielen vertieft. Die Texte sind eine Fundgrube an Fakten, Zitaten, Erläuterungen und jeder Menge Impulsen und Projekten. Krauses Gesprächspartner kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen einer neuen Bewegung, die mit den bestehenden Ordnungen und Verfahren in Bezug auf die Ökonomie nicht mehr zufrieden sind und den Mut entwickelten, an neuen Ideen mitzuarbeiten. Sie sind Künstler, Berater, Unternehmer und Wissenschaftler und sprechen über Anfänge, Widerstände, Rückschläge und Erfolge, und sie machen Mut.
Es geht ihnen darum, Ergänzungen des Bestehenden, eine transformative Ökonomie zu schaffen, ein gesundes System, das sich tiefenökologisch korrekt auf die Gesetze des Lebens bezieht und »den authentischen Bedürfnissen des Menschen Rechnung trägt«, so Paul Mackay vom Vorstand des Goetheanum. Er sieht die Zukunft in einer Konsumentenbewegung, in der die Verbraucher die Verhandlungspartner der Industrie werden. Mehr als Geld – die verschiedenen Solidargemeinschaften beweisen es: Nicht Geld oder die Banken sind die »Pumpe«, die unser gesellschaftliches Leben am Laufen hält, sondern die unterschiedlichsten menschlichen Beziehungen, die auf Vertrauen gebaut sind.
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Rezension in: Goetheanum 38/2011
Rezensent: Bernhard Steiner
Die Sehnsucht nach anderen Lebensformen ist groß. Die Sammlung von Interviews des Autors Peter Krause möchte Alternativen aufzeigen, insbesondere in einem Sektor, in dem gegenwärtig besonders viel schiefläuft: dem des Geldes. Wie kommen wir zu einem anderen Umgang mit Geld? Was müssen wir tun, um unser Leben ökologisch sinnvoll zu gestalten? Rund um diese Fragen hat Krause Gespräche mit elf Menschen geführt, die sich zu dem Themenumkreis äußern. Es geht einmal um Grundsätzliches zum Thema Geld und Zinsen. Hier führen zwei schon erfahrene Kritiker an unserem Geld- und Zinssystem, Margit Kennedy und Helmut Creutz, in die Problematik ein. Auf die Frage ‹Was
kann man denn angesichts der erdrückenden Probleme konkret noch tun?›, gibt John Rogers – sozusagen ein Experte in der Technik der Schaffung neuer Komplementärwährungen – eine Antwort. Wer in diese Richtung arbeiten möchte, kann bei ihm wertvolle Anregungen finden.
Nach zwei Beiträgen von Johannes Heimrath und Werner Peters, beide Vordenker zukünftiger Gesellschaftsstrukturen, wird es wieder etwas konkreter: Gerd Wessling beschäftigt sich mit alternativen Lebensformen wie etwa den ‹Transition Towns› und der ‹Permakultur› (das heißt nachhaltige Nutzung der Ressourcen), Bernd Eckstein mit dem Aufbau von Ökodörfern. Unter dem Titel ‹Kleine Anfänge werden großes Bewirken›, spricht Paul Mackay aus seiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit Rudolf Steiners Anregungen zur sozialen Dreigliederung und zum assoziativen Wirtschaften, insbesondere im Banksektor. Zwischen den Interviews finden sich Kästen mit Textstellen, meistens aus Wikipedia, die die verwendeten Begriffe erklären. Eingeflochten sind auch Grafiken von Helmut Creutz mit Fakten zur Vermögensverteilung in Deutschland, zur Zinslast und zur Verschuldung privater und öffentlicher Haushalte. Der Strauß ist somit sehr bunt: ganz Verschiedenes wird berührt, darunter auch manches, das dem aufmerksamen Zeitgenossen schon bekannt sein dürfte, wie zum Beispiel der Unterschied zwischen den Anbauverbänden Demeter, Bioland und Naturland.
Einen Beitrag möchte ich hier konkret etwas hinterfragen: In ‹Ein Leben ohne Geld› schildert Heidemarie Schwermer, wie sie seit 15 Jahren glücklich und auskömmlich ohne
Geld lebt. Einem der kürzlich entdeckten Indianerstämme im Amazonas würde ich das Leben ohne Geld abnehmen, nicht aber einem Menschen, der in einer modernen, arbeitsteilig organisierten Gesellschaft lebt. Heidemarie Schwermer lebt auch eingebunden in einen Tauschring, sodass sie von der Vorform des Geldes, dem Tausch, profitiert. Vermutlich ist mit dem Leben ohne Geld vielmehr die Befreiung von einem Leben voller Geldsorgen gemeint. An dieser Stelle wäre vielleicht das bedingungslose Grundeinkommen als echte Alternative zu thematisieren gewesen, das dem Menschen zumindest die Sorgen um die Erhaltung der eigenen Existenz abnimmt. So aber kippt alternativ schnell in alternaiv, denn ‹Leben ohne Geld› bietet kein tragfähiges Gesellschaftsmodell,
schon gar nicht unter der Überschrift ‹Wirtschaft gestalten›.
Zum Thema der Komplementärwährungen – die in Anbetracht der sich gegenwärtig zusehends verschärfenden Währungskrisen vielleicht einmal wichtig werden könnten – hätte man gerne mehr erfahren, zumal der Autor zum Gründungsteam einer solchen Währung gehört (Coin-Währung). Wie sind die Erfahrungen? Konnte sich das Experiment behaupten oder ist es wieder eingeschlafen? Das Buch bietet somit insbesondere jenen Anregungen, die sich bei der Suche nach neuen Lebensformen erst einmal etwas orientierten möchten. Es gelingt dem Autor, Mut zu machen, einmal Neues zu probieren, nach dem Motto: Auch wenn Geld die Welt regiert – es gibt mehr als Geld.