Sonderhefte

Mensch und Computer

ISBN: 978-3-926841-64-3
Einband: kartoniert
Informationen: 156 Seiten
Inhaltsverzeichnis: Download als PDF
Preis: 15,00 €

Kurzbeschreibung

Mit Beiträgen von: Klas Diederich, Claus Eurich, Helmut Göttsche, Thomas Höfer, Rüdiger Lunkeit, Klaus-Dieter Neumann, Rainer Patzlaff, Ernst Schuberth, Joseph Weizenbaum; 9 sw. Abb.

 

 

Ursprünglich waren Computer dazu gedacht, stupide und sich immer wiederholende Rechenaufgaben maschinell zu lösen. Einer der ersten, der sich mit der Entwicklung programmgesteuerter Rechenmaschinen beschäftigte, war der deutsche Ingenieur Konrad Zuse. Zuses erster Rechner entstand im Jahre 1936 und arbeitete noch rein mechanisch. Später von ihm entwickelte Anlagen arbeiteten schon mit Relais, füllten aber ein ganzes Labor aus und erbrachten nur einen Bruchteil der Rechenleistungen eines heutigen Taschenrechners. Zuses Ideal war es, sämtliche Denkaufgaben zu lösen, die von Mechanismen erfaßt sind.

Heute sind Computer alltäglich, und das Ideal Konrad Zuses ist nahezu erreicht. Inzwischen sind es ganz andere Zielvorstellungen, die die Computerkonstrukteure umtreibt. Nicht nur mechanisch faßbare Denkaufgaben sollen an den Computer übergeben werden, sondern alles, was geistige Leistung des Menschen ist, soll vom Computer nachempfunden werden: das komplette menschliche Denk- und Handlungsvermögen inklusive Intelligenz, Kreativität und Abstraktionsvermögen, die Sprachfähigkeit, das Gestalterfassungsvermögen, die Fähigkeit, komplexe Prozesse zu überblicken und zu steuern usw.

Ein anderer nicht weniger beängstigender Aspekt ist, daß man versucht, das menschliche Denkvermögen mittels des Computers zu begreifen. Der Computer wird zum Modell für die Menschen.

 

 

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Rezension in: NOVALIS aktuell, Nr.1 / 1993
Rezensent: Günter W. Steppuhn

"In die Drachenhaut schlüpfen" ist nach Rudolf Steiner Weg und Methode zugleich, das Böse auf christlich-michaelische Weise nicht nur zu überwinden, sondern darüber hinaus auch zu erlösen.

Nach viel zu langer Verdrängung bohrender Zeitfragen zu Computer und neuen Medien, z.B. im Oberstufenunterricht Freier Waldorfschulen ("Wir warten einfach, bis der Unsinn vorüber ist"), wird in dieser Publikation der Flensburger Hefte mit Beiträgen und Interviews namhafter Experten eine durchweg objektive Grundlage für eigenes Mitdenken und Einordnen bereits bestehender Fakten und fortlaufender Entwicklungen gelegt.

Ganz vorbildlich überwinden die Herausgeber erste Berührungsängste mit dem Computer, indem sie ihm zum Erwerb eigener Erfahrungen als Textverarbeitungssystem für das Erstellen gerade dieses Buchs, bis zu seiner druckfertigen Vorlage, zeit- und gewinnbringend einsetzen; Inhalt und Schreibtext zeigen dem Leser deutlich, daß sie dadurch weniger Ahriman, als dem schon früher für menschliche Schwächen stehenden Druckfehlerteufel unterliegen, wie zahlreiche Zeichensetzungsfehler und ungewollt erscheinende Absatzmarkierungen beweisen.

Die gewählte Themenkombination "Mensch und Computer" ergibt sich einmal aus der weltweit angestrebten Vernetzung von rechnenden und verwaltenden Computern mit Datenbänken und der Entwicklung von Bildschirm-Arbeitsplätzen bis in die privaten Haushalte, zum anderen durch die Wegbereiter-Funktion des Fernsehens für die schon ab frühester Kindheit anerzogene, naive Betrachterhaltung, daß alles wahr sein müßte, was über den Bildschirm flimmert.

Gut der einführende Exkurs über die Funktion des Computers (Prof. Dr. Helmut Göttsche), um sich technisch ein wenig sachkundig zu machen, und besonders die inhaltsreichen und sehr systematisch geführten Interviews mit Prof. Dr. Klas Diederich, Dr. Rainer Patzlaff, Prof. Dr. Claus Eurich und Prof. Joseph Weizenbaum.

Weit entfernt von früherer Verteufelung des Leibniz'schen binären Zahlensystems mit Null und Eins wird sauber herausgearbeitet, daß menschliche Sprache nie endgültig deutlich definiere und ein Unterschied zu machen sei zwischen den Ergebnissen rein formaler Logik und der beurteilenden Stellungnahme durch den Menschen; Computer-"Sprache" und Computer-"Denken" blieben dagegen nur spezialisierte, aber bestens ausgeführte Teilbereiche; am Menschen würde es liegen, ob er sich dem unterordnen oder durch aufmerksame Seelenbeobachtung des Denkens die Zusammenhänge durchschauen und den Einsatz des Computers dann sachlich richtig würde einordnen können. Die wenigstens prinzipielle Durchschaubarmachung des Computers sei unbedingt Aufgabe jeder Schule, weniger aber das Einüben einer Gebrauchsanweisung für den besseren Einsatz des Menschen in Wirtschaft und Industrie, was in der Bezeichnung "Bedienungsanleitung" deutlich zum Ausdruck gebracht würde.

"In die Drachenhaut schlüpfen" sagte Rudolf Steiner; "im Rachen des Löwen" empfindet sich Joseph Weizenbaum und bleibt Lehrer der Computertechnik. Wer das bereits versucht hat, lief Gefahr, selber als Teufel angeschaut zu werden. Wir brauchen aber nicht nur Künstler und liebe Menschen für die erzieherischen Berufe, sondern auch technisch Versierte mit Zukunftsverantwortung an den Schaltstellen von Wirtschaft, Industrie und Bildungspolitik. Dieses Büchlein könnte dazu helfen, daß es noch viele Joseph Weizenbaums gäbe, und das wäre schon eine spürbare michaelische Wirkung.

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